Literaturlandschaft Ruhrgebiet

Von der Städtestadt zur Metropole Ruhr, von der Industriekultur zur Kulturindustrie. Das Ruhrgebiet ist spannend. Erleben Sie mit mir den Wandel und die literarische Vielfalt in ausgesuchten Hör- und Videobeiträgen. Hier finden Sie zudem Kommentare und Kurzbiografien der beteiligten Personen, Informationen zum REVIERCAST-Projekt, Verweise auf verwandte Projekte sowie aktuelle Nachrichten aus der Literaturszene im Revier.

Viel Vergnügen beim Stöbern ...

Karl-Heinz Gajewsky

"Inzwischen habe ich mir Ihre Website angesehen, das ist ja ein Opus magnum, an dem Sie da arbeiten, die literarische Kartographierung des Ruhrgebiets, großartig, und mich haben Sie damit in beste Gesellschaft aufgenommen."

Andreas Rossmann, FAZ

Die Arbeit in der Literatur: von „schwerer Arbeit“ zu „Schöner Arbeiten“

Vortrag von Hanneliese Palm, Fritz-Hüser-Institut Dortmund, am 26.09.2011, 19:30 Uhr, "die flora", Gelsenkirchen. Vom 18.09. - 30.10.2011 wird parallel die Ausstellung "Aus unserem Leben in die Freiheit - Lisa Tetzner und Kurt Kläber/Held: Leben und Werk" in der Flora gezeigt.

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nimmt die Literatur sich der Themen der Arbeit und dem Arbeitsalltag an: bei der Heroisierung der Arbeit, zur Selbstreferenz der Arbeitenden, als Aufruf zur Solidarität oder als Propaganda gegen unwürdige Arbeitsbedingungen. Dabei wird der „Blick von außen“ ergänzt durch sich entwickelnde Literaturszenen aus der Arbeiterschaft selbst mit höchst unterschiedlichem literarischem Anspruch. Nach dem Zweiten Weltkrieg muss die Arbeitswelt von der Literatur erst (wieder-)entdeckt werden. In der Gegenwart steht „Arbeit“ längst für viel mehr als nur Industrie- und Büroarbeit. Mit konkreten Beispielen von Heinrich Heine bis Willy Bredel, von Max von der Grün bis Kristof Magnusson spürt der Vortrag diesen Wandlungen nach.

Hanneliese Palm ist Leiterin des Fritz-Hüser-Instituts der Stadt Dortmund. Das Fritz-Hüser-Institut ist das einzige wissenschaftliche Institut in Europa, das Quellen und Dokumente zur Literatur- und Kulturgeschichte der Arbeitswelt sammelt, erforscht und darstellt. Es verfügt über eine der größten Sammlungen zur Arbeiterkulturbewegung mit Bibliothek und Archiv aus der Zeit von 1848 bis heute mit Monografien und z. T. sehr seltenen Zeitschriften, Nachlässen, Kunst- und Mediensammlungen, insbesondere Grafiken und Fotos.

Für das Ruhrgebiet besonders interessant ist zum einen der Aufenthalt Kurt Kläbers von Ende 1920 bis Sommer 1923. In dieser Zeit arbeitete er als Bergmann auf der Zeche Centrum in Wattenscheid und war in der Arbeiterbildungs- und Arbeiterliteraturszene sehr aktiv. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit flossen in mehrere Romane und Erzählungen (z. B.: „Barrikaden an der Ruhr“, 1925) ein. Zum anderen kam Lisa Tetzner wiederholt als Märchenerzählerin zu Vorträgen ins Ruhrgebiet. Ihre Eindrücke über „Das Land der Industrie zwischen Rhein und Ruhr“ schilderte sie in ihrem gleichnamigen, 1923 veröffentlichten Buch. Ihre späteren Aktivitäten im Ruhrgebiet sind u. a. dokumentiert in der Kulturzeitschrift „Der Schacht“, die in den 1920er Jahren in Bochum von Fritz Wortelmann, dem späteren FIDENA-Gründer, herausgegeben wurde.
Anhand von Text-Bild-Tafeln, ausgewählten Originaldokumenten, Exponaten aus dem Nachlass, umfangreicher Literaturpräsentation sowie Originaltonaufnahmen zeigt die Ausstellung die Lebenswege von Lisa Tetzner und Kurt Kläber auf.