Literaturlandschaft Ruhrgebiet

Von der Städtestadt zur Metropole Ruhr, von der Industriekultur zur Kulturindustrie. Das Ruhrgebiet ist spannend. Erleben Sie mit mir den Wandel und die literarische Vielfalt in ausgesuchten Hör- und Videobeiträgen. Hier finden Sie zudem Kommentare und Kurzbiografien der beteiligten Personen, Informationen zum REVIERCAST-Projekt, Verweise auf verwandte Projekte sowie aktuelle Nachrichten aus der Literaturszene im Revier.

Viel Vergnügen beim Stöbern ...

Karl-Heinz Gajewsky

"Inzwischen habe ich mir Ihre Website angesehen, das ist ja ein Opus magnum, an dem Sie da arbeiten, die literarische Kartographierung des Ruhrgebiets, großartig, und mich haben Sie damit in beste Gesellschaft aufgenommen."

Andreas Rossmann, FAZ

"Gleichschaltung" - Ein gescheitertes Experiment! Zur Bedeutung des Buches in der NS-Mediendiktatur

Lesung und Vortrag von Dr. Jan-Pieter Barbian
anschließendes Gespräch mit Gerd Herholz, Leiter des Literaturbüros Ruhr, und Dr. Matthias Keidel, Die Wolfsburg.
Der NS-Staat war auch eine Mediendiktatur, in der die Literatur eine ideologisch definierte Rolle spielen sollte. Was im Dritten Reich erschien, war in vielen Fällen "von Goebbels´ Gnaden". Doch der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, der in Personalunion auch Präsident der Reichskulturkammer war, musste seine Macht mit anderen Herrschaftsträgern teilen. Der Vortrag schildert diesen zwölfjährigen Kampf zwischen staatlichen und parteiamtlichen Bürokratien um die Aufteilung und praktische Anwendung der literaturpolitischen Kompetenzen. Darüber hinaus geht der Vortrag auf die konkreten Auswirkungen der Politik auf das Verlagswesen, den Buchmarkt und die literarische Produktion ein.
Dr. Jan-Pieter Barbian studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Universität Trier. Seit 1999 Direktor der Stadtbibliothek Duisburg, nebenberuflicher Geschäftsführer des Vereins für Literatur und Kunst und der Duisburger Bürgerstiftung Bibliothek. 2009 als "Librarian in Residence" des Goethe-Instituts in New York und in Washington, D.C.Auf Einladung des Goethe-Instituts Beijing 2011 Vortragsreise nach Beijing, Wuhan und Shanghai. Zahlreiche Publikationen zur Literatur- und Kulturpolitik der NS-Zeit, zu Film und Politik in der Weimarer Republik, zur Geschichte und Literatur des Ruhrgebiets im 20. Jahrhundert, zu den deutsch-niederländischen Beziehungen in der Weimarer Republik und zu den deutsch-polnischen Beziehungen im 20. Jahrhundert.

Westfälisches Landestheater sucht bundesweit Autoren und Autorinnen mit Migrationshintergrund

IN ZUKUNFT heißt der erstmalig vom Westfälischen Landestheater (WLT) Castrop-Rauxel angebotete Wettbewerb für Autorinnen und Autoren mit Migrationshintergrund. Im Rahmen einer achtmonatigen Workshop-Reihe sollen Schreibtalente aller Altersklassen befähigt werden, Stücke für die Theaterbühne zu verfassen. Das Projekt, das vom NRW-Kulturministerium gefördert wird, ist nach Einschätzung von Mit-Initiatorin Tina Jerman, NRW-Fachkoordinatorin für Kultur und Entwicklung, europaweit der einzige Wettbewerb mit diesem Schwerpunkt. Aufgrund der Einmaligkeit des Wettbewerbs wird die Frist nun um einen Monat bis zum 15. Juni verlängert.
In Deutschland hat mittlerweile fast ein Viertel der Bevölkerung einen sogenannten Migrationshintergrund. „Das bedeutet“, so Tina Jerman, „dass in den Biografien dieser Menschen auch andere kulturelle Einflüsse zum Tragen kommen“. Während das Stücke-Angebot der „Bio“-Deutschen Autoren sehr groß sei, „herrscht ein eklatanter Mangel an Texten und Theaterstücken, die das Thema Zuwanderung und Interkultur thematisieren“, erklärt Ideengeber Christian Scholze, Theaterregisseur und Dramaturg am Westfälischen Landestheater (WLT) in Castrop-Rauxel. Mit der Inszenierung der „Schwarzen Jungfrauen“ von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel hat er 2006 bundesweit für Aufsehen gesorgt.
Gesucht werden mit dem Wettbewerb IN ZUKUNFT positive Potentiale, wie die Schätze anderer Kultureller Traditionen und Geschichten, Mehrsprachigkeit und Multiperspektivität, aber auch negative Potenziale, wie Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen. „Theater im besten Sinne“, erläutert Tina Jerman, „behandelt mit den Mitteln der Kunst die großen menschlichen Fragen, wie Würde, Liebe, Tragödie und Tod. Aber die dramatischen Erzählweisen und Verortungen sowie Assoziationen und Illustrierungen der Themen variieren“. Der Wettbewerb solle neue Fenster, Blickweisen und Erklärungsmuster in die Welt öffnen, die auch die Realität der hier lebenden Migranten widerspiegeln.
Geleitet wird der ab Herbst 2011 einmal im Monat stattfindenden Workshop von Maxi Obexer, Professorin für Szenisches und Kreatives Schreiben an der Universität der Künste in Berlin. Mehr als nur eine Herkunft und Zugehörigkeit zu besitzen ist der in Südtirol/Italien geborenen Theater- und Romanautorin („Das Geisterschiff“) durchaus vertraut. „Was mich immer schon interessiert hat, ist, wie Migration die Menschen prägt – ihren Geist, ihr Kommunizieren, ihr Verhältnis zu den anderen, - im Vergleich zu jenen etwa, die tief verwurzelte Besitzansprüche auf ein Land erheben – und mit ihnen die Ansprüche auf Macht und Deutungshoheit.“ Acht Monate lang wird sie mit Autoren das Erschaffen einer Bühnenwirklichkeit ergründen, die Sprache, die zeitlichen und räumlichen Achsen entwickeln sowie die Beziehung eines Theaterstücks zum Publikum erarbeiten. Die Workshops finden am WLT in Castrop-Rauxel statt. Alle Stücke werden 2012 im Rahmen von szenischen Lesungen öffentlich vorgestellt. Ein Theaterstück gelangt am Ende zur Uraufführung. Eine prominent besetzte Jury begleitet IN ZUKUNFT, so u.a. Professor Dr. Geoffrey Davis, emeritierter Anglist der Rheinisch-Westfälischen Technischen Universität Aachen, Spezialist für Postcolonial Literature Studies. Er hat u.a. die Auswirkungen des Audience Development auf die künstlerische Produktion im Theater in Großbritannien untersucht. Dr. Mark Terkessidis, Dipl. Psychologe, Journalist und Autor des Buches „Interkultur“ mit einem Plädoyer für den Paradigmenwechsel in deutschen Kultureinrichtungen. Manfred Ortmann, langjähriger Lektor bei einem großen Theaterverlag und ein Kenner der Autoren- und Stückelandschaft in Deutschland.
Die Bewerbung zur Teilnahme läuft noch bis zum 15. Juni 2011. Bewerben kann man sich mit eigenen Texten oder bereits fertig Stücken und einem Exposé für ein Theaterstück beim Westfälisches Landestheater, Herrn Axel Prochnow, Europaplatz 10 in 44575 Castrop-Rauxel. Nähere Infos und Teilnahmebedingungen unter www.westfaelisches-landestheater.de .