Literaturlandschaft Ruhrgebiet

Von der Städtestadt zur Metropole Ruhr, von der Industriekultur zur Kulturindustrie. Das Ruhrgebiet ist spannend. Erleben Sie mit mir den Wandel und die literarische Vielfalt in ausgesuchten Hör- und Videobeiträgen. Hier finden Sie zudem Kommentare und Kurzbiografien der beteiligten Personen, Informationen zum REVIERCAST-Projekt, Verweise auf verwandte Projekte sowie aktuelle Nachrichten aus der Literaturszene im Revier.

Viel Vergnügen beim Stöbern ...

Karl-Heinz Gajewsky

"Inzwischen habe ich mir Ihre Website angesehen, das ist ja ein Opus magnum, an dem Sie da arbeiten, die literarische Kartographierung des Ruhrgebiets, großartig, und mich haben Sie damit in beste Gesellschaft aufgenommen."

Andreas Rossmann, FAZ

Dr. Jan-Pieter Barbian über "Die Entdeckung des Ruhrgebiets in der Literatur"

Die Liste der Schriftsteller, in deren Romanen, Erzählungen, Essays und Reportagen das Ruhrgebiet als Thema entweder eine zentrale Rolle einnimmt oder zumindest zeitweise Beachtung gefunden hat, ist reich an bekannten Namen. Literarisch „entdeckt“ wurde das Ruhrgebiet am Ende des Wilhelminischen Kaiserreichs und in der Weimarer Republik. Felix Beielstein, Karl Grünberg, Rudolf Herzog, Heinrich Kämpchen, Hans Marchwitza, Josef Winckler und Paul Zech, um nur einige Namen zu nennen, machten aus unterschiedlichen Perspektiven die Entwicklung der Industrie und der Arbeitsverhältnisse, der Politik und Gesellschaft in den Städten des Ruhrgebiets zum Thema ihrer Werke. Damals bekannte Autoren wie Bernard von Brentano, Alfons Goldschmidt, Heinrich Hauser, Egon Erwin Kisch, Joseph Roth und Georg Schwarz veröffentlichten ihre Reportagen in angesehenen überregionalen Zeitungen und Verlagen. Vor allem Erik Reger gelang es, mit seinen beiden Romanen „Union der festen Hand“ (1931) und „Das wachsame Hähnchen“ (1932) sowie mit seinen Beiträgen in der WELTBÜHNE, in der FRANKFURTER ZEITUNG oder im BERLINER TAGEBLATT, die deutsche Öffentlichkeit von der Bedeutung dieser industriellen Kernzone für ganz Deutschland zu überzeugen. Trotz dieser beachtlichen Vorgeschichte stellte Heinrich Böll 1958 in seiner Einführung zu einem Bildband des Kölner Fotografen Chargesheimer fest, dass das Ruhrgebiet „noch nicht entdeckt“ worden sei. Böll, dessen Vater aus Altenessen stammte, war besonders von den Menschen und ihrer Art, miteinander umzugehen, fasziniert. Nach ihm prägten vor allem die „Dortmunder Gruppe 61“ das Bild des Ruhrgebiets in der literarisch interessierten Öffentlichkeit. In den 1970er Jahren wurde diese Autorengruppe abgelöst vom „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“, zu deren bekanntsten Vertretern Erasmus Schöfer, Peter Schütt und Günter Wallraff gehörten. Mit Jürgen Lodemanns Roman über „Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr“ (1975) setzte die Entdeckung des Ruhrgebiets für den Kriminalroman ein. Gerade dieses Genre hat bis heute am nachhaltigsten das Leben an der Ruhr zum Thema gemacht. Doch sollten darüber andere Erzähler nicht vergessen werden: Hans Dieter Baroth mit seinen wunderbaren Familiengeschichten aus dem Bergarbeitermilieu, Nicolas Born, Michael Klaus, Horst Krüger, Ralf Thenior. Mit vier brillanten Romanen hat Ralf Rothmann seit 1991 einem großen Lesepublikum die Besonderheiten des Lebens im Ruhrgebiet der 1960er bis 1980er Jahre erschlossen.