Literaturlandschaft Ruhrgebiet

Von der Städtestadt zur Metropole Ruhr, von der Industriekultur zur Kulturindustrie. Das Ruhrgebiet ist spannend. Erleben Sie mit mir den Wandel und die literarische Vielfalt in ausgesuchten Hör- und Videobeiträgen. Hier finden Sie zudem Kommentare und Kurzbiografien der beteiligten Personen, Informationen zum REVIERCAST-Projekt, Verweise auf verwandte Projekte sowie aktuelle Nachrichten aus der Literaturszene im Revier.

Viel Vergnügen beim Stöbern ...

Karl-Heinz Gajewsky

"Inzwischen habe ich mir Ihre Website angesehen, das ist ja ein Opus magnum, an dem Sie da arbeiten, die literarische Kartographierung des Ruhrgebiets, großartig, und mich haben Sie damit in beste Gesellschaft aufgenommen."

Andreas Rossmann, FAZ

Literaturpreis 2012

Der Lyriker, Kritiker und Literaturwissenschaftler Harald Hartung wird mit dem Literaturpreis Ruhr 2012 ausgezeichnet. Er erhält den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis für sein dichterisches und literaturkritisches Gesamtwerk. Harald Hartung ist in Herne geboren und aufgewachsen. Er feierte am 29. Oktober seinen 80. Geburtstag. „Ganz schön schräg – eine Liebe“ lautete das Thema des diesjährigen Wettbewerbs um die beiden Förderpreise des Literaturpreises Ruhr. Ausgezeichnet wird das Autorinnen-Duo Nadine d’Arachart und Sarah Wedler aus Hattingen sowie Alexandra Trudslev aus Dortmund. Der Literaturpreis wird jährlich vom Regionalverband Ruhr (RVR) vergeben und vom Literaturbüro Ruhr organisatorisch und konzeptionell betreut. Um die beiden mit je 2.555 Euro dotierten Förderpreise hatten sich 206 Nachwuchs-Literaten beworben. Die Einsendungen kamen größtenteils aus dem Ruhrgebiet, aber auch aus ganz Deutschland, aus Österreich, Großbritannien, Belgien und Schweden. Der Literaturpreis Ruhr wird 2012 zum 27. Mal verliehen. Zu den Preisträgern gehörten bisher u. a. Liselotte Rauner und Jürgen Lodemann, Ralf Rothmann und Brigitte Kronauer, Frank Goosen und Fritz Eckenga. Hauptpreis für Harald Hartung Harald Hartung veröffentlicht seit 1970 Gedichte, zunächst in Kleinverlagen, mittlerweile im Wallstein-Verlag, wo 2005 die Bestandsaufnahme des lyrischen Werks „Aktennotiz meines Engels“ erschien. Die Themen des Bandes entstammen der Lebenserfahrung von gut sieben Jahrzehnten: Krieg und Nachkriegszeit, deutsche Teilung und Mauerfall, Reisen (vorzugsweise Italien), Lesen und Alter. Ebenso bedeutend ist Hartungs Wirken als Essayist, Literaturkritiker und Herausgeber. In unzähligen Beiträgen u. a. in „Sinn und Form“, „Neuer Rundschau“ und „Frankfurter Anthologie“ der FAZ hat er über zeitgenössische Lyrik und ihre Traditionen geschrieben.

Der "schreibende Bergmann" Kurt Küther ist tot - Nachruf von Jens Dirksen, WAZ, 27.08.2012

Kurt Küther war einer der letzten Arbeiterdichter des Ruhrgebiets. Er kam 1948 nach Bottrop. Bottrop. Die Literaturszene im Ruhrgebiet trauert um einen ihrer letzten Arbeiterdichter. Kurt Küther ist jetzt im Alter von 83 Jahren in Bottrop gestorben. Küther kam 1948 ins Revier, um im Bergbau Geld zu verdienen, malochte unter Tage, dann als technischer Angestellter in Gelsenkirchen. Er schrieb Verse, Satiren, Glossen und Ruhrpottogramme in breitestem Revierdeutsch. Er war einer der letzten Arbeiterdichter: Kurt Küther, 1948 mit 19 Jahren „eher zufällig“ in Bottrop gelandet, als seine Heimat Stettin polnisch geworden war, wollte im Bergbau Geld verdienen. Das tat er dann auch, zunächst als Schlepper, ab 1955 dann als Hauer und bis 1970 unter Tage, später dann als technischer Angestellter auf einer Zeche in Gelsenkirchen. In Bottrop aber habe er nicht nur seinen Wohnsitz, sondern auch seine „geistige Heimat in dieser überschaubaren Stadt gefunden“, schrieb Küther vor zwei Jahren. Schon Anfang der 60er-Jahre begann er zu schreiben, nahm sich den Bergbau-Dichter Heinrich Kämpchen (1847-1912) zum Vorbild. Die Arbeit langweilte ihn oft, „ich hatte viel Zeit zum Denken und kam oft mit einem fertigen Gedicht nach Hause,“ sagte Küther einmal. Der „schreibende Bergmann“, wie er sich selber nannte, machte sich einen Reim auf die Ungereimtheiten dies- und jenseits der Arbeitswelt. Von 1963 bis 1969 gehörte er zur Dortmunder „Gruppe 61“, die sich der Literatur der Arbeitswelt verschrieben hatte. Küthers bekanntester Gedichtband „Ein Direktor geht vorbei“ erschien 1974, es folgten Titel wie „Und doppelt zählt jeder Tag“ und „Frachsse mich wattat is“ oder „Ich hörte davon: Hier verdient man gut!“ Geschichten mit Ecken und Kanten „Kuddel“, wie seine Freunde ihn nannten, schrieb neben Versen auch Kurzgeschichten, Satiren und Glossen, die stets lebensnah ausfielen, mit Ecken und Kanten. In seinen „Ruhrpottogrammen“ brachte Küther Widersprüche und Liebenswürdigkeiten im breitesten Revierdeutsch auf den Punkt. Am Samstag ist Kurt Küther mit 83 Jahren in seiner Wahlheimat Bottrop gestorben; er sei „friedlich eingeschlafen“, heißt es aus dem Umfeld der Familie. „Bei dem, was er schrieb, war er immer dem Alltag der Menschen nah, nah auch dem Widerwort“, schreibt Volker W. Degener vom Deutschen Schriftstellerverband NRW in seinem Nachruf, „Mit ihm geht eine eindrucksvolle Literaturgattung zu Ende. “ Der Bochumer Literaturbeförderer Hugo Ernst Käufer, der Küther neben Ilse Kibgis, Richard Limpert und Josef Büscher zu seinem „Gelsenkirchener Quartett“ zählte, bekannte, Küther „als Künstler sehr geschätzt“ zu haben, als „immer sehr eifrigen“ Arbeiterdichter, dem „äußerst überzeugende Texte“ gelungen seien. Wer Kurt Küther noch einmal hören will: Karl-Heinz Gajewsky hat in seinem Schallarchiv der Revier-Literatur Reviercast.de diverse Aufnahmen mit Kurt Küther digitalisiert.

Florian Neuner über Reviercast

"Anders als bei den IDIOME-Veranstaltungen in den Wiener und Berliner Literaturhäusern fand ich in Essen ein nicht nur interessiertes, sondern auch debattenfreudiges Publikum. Karl-Heinz Gajewsky ist die Dokumentation des Abends in Essen-Steele zu verdanken, an dem Tim Cierpiszewski auch seine in den IDIOMEN Nr. 4 abgedruckte Bildserie projizierte. Seit einigen Jahren arbeitet Gajewsky an einem ständig wachsenden Audio-Archiv, mit dem er das literarische Leben im Ruhrgebiet dokumentiert. Man findet dort nicht nur alle namhaften, im Ruhrgebiet lebenden Autoren von Jürgen Link bis Wolfgang Welt, sondern auch Vorträge und Diskussionen..." (Florian Neuner, Idiome - neue Prosa im Netz, 11. November 2011, http://neueprosa.wordpress.com).